Reiseberichte aus dem Sanella-Album Afrika |
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EIN EI FÜR ZWANZIG PERSONEN Unseren Motorsegler hatten wir in Livingstone gegen einige Esel eingetauscht, denn nun ging die Reise vom Sambesi südlich in Richtung Boana. Unterwegs kamen wir an einer Straußenfarm vorbei. Die hättet ihr einmal sehen müssen! Hunderte dieser drolligen Vögel stolzierten dort auf langen starken Beinen in der Gegend umher. Sie machten lange Hälse und dumme Gesichter, als sie uns kommen sahen. Es waren wirklich urkomische Viecher. Böhlau hatte sich mit dem Besitzer der Farm, einer alten freundlichen Dame, bekannt gemacht. Frank sollte einen Streifen von diesen häßlichen Vögeln mit den "goldenen" Federn drehen. Die Federn waren aber gar nicht aus Gold. Man sagt nur so, weil die schönen Straußenfedern in aller Welt gekauft werden und den Züchtern viel Geld einbringen. Wir blieben also einige Tage auf der Farm. Stundenlang konnte ich den Straußen zusehen. Es machte mir viel Spaß. Sie fraßen alles, was sie nur verschlingen konnten, auch Glassplitter und glitzernde Steine. Als ich sogar sah, daß eines der Tiere eine alte Konservendose verschlang und diese dann in dem langen, dürren Hals allmählich herunterrutschte, mußte ich laut auflachen. Das nahm mir der Strauß aber anscheinend sehr übel, denn von panischem Schrecken erfaßt, raste er wie ein wildgewordener Düsenjäger davon. Ich wartete immer darauf, daß einmal ein Strauß seinen Kopf in den Sand stecken würde. Doch das habe ich nie sehen können, und auch die Farmerin sagte mir, daß es so etwas nicht gäbe. |
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Die oft gebrauchte Redewendung von dem Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckt, ist frei erfunden. Wir rüsteten bereits zum Aufbruch, als uns die Besitzerin der Farm eine besondere Überraschung servierte. In einer riesigen Bratpfanne wurde ein etwa sechzig Zentimeter großer Eierkuchen auf den Tisch gestellt. Dieses ungewöhnliche Exemplar war ein echter Straußeneierkuchen, der für zwanzig Personen reicht und von nur einem einzigen Straußenei hergestellt wird. Voller Erwartung auf diesen ungewöhnlichen Genuß langten wir ordentlich zu und nahmen uns jeder eine reichliche Portion. Nach den ersten Happen aber wurden die Gesichter lang und länger. So schön wie der Eierkuchen auch aussah, er schmeckte wie angebranntes Rührei aus alten Enteneiern. Keiner von uns hatte jemals das Verlangen, diesen Genuß zu wiederholen. |
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